Hessischer Bildungsserver / Zentralstelle für Schulsport und Bewegungsförderung

Bewegen im Wasser

Wahrnehmen und Erleben

Wassergefühl(e)
 
Nach dem Sprung ins Wasser kommen Schülerinnen und Schüler gleich in doppelter Weise ins Gleichgewicht.Da ist der Gleichgewichtssinn im Innenohr, der beim Auftreiben und Schweben, beim Wechselspiel von Schwerkraft und Auftriebskraft austariert werden muss und dabei geschult wird. Da ist aber auch der Ausgleich zwischen der Anspannung und Hektik außerhalb des Wassers und der regelmäßigen Entschleunigung im und durch das Wasser. Der gegenüber dem Bewegen an Land erhöhte Wasserwiderstand bringt Körper und Geist ins Gleichgewicht.Wassergefühl(e) zu entwickeln ist die Grundvoraussetzungen für ein ausdauerndes Schwimmen können und den sicheren Aufenthalt im Wasser. Neben der vestibulären Wahrnehmung (Gleichgewichtssinn) bedarf es auch einer guten Verarbeitung der taktilen und der kinästhetischen Reize, um das Wechselspiel zwischen dem gezielten Antreiben mit den Armen und Beinen und dem Gleiten an der Wasseroberfläche effizient entwickeln zu können.
Keine Landsportart setzt in diesem Umfang so sehr auf die Entwicklung der inneren Wahrnehmungskanäle wie das Bewegen im Wasser. Dennoch werden die optischen und akustischen Reize nicht vernachlässigt. Eine gute visuelle Orientierung wird sowohl über als auch unter der Wasseroberfläche benötigt. Die Überwindung des Lidschlussreflexes nach dem Abtauchen und das regelmäßige Üben, unter Wasser die Augen zu öffnen, schaffen erst die erforderliche Routine und anschließend die notwendige Sicherheit für das Schwimmen in offenen Gewässern. Auf eine Schwimmbrille sollte deshalb in der Lernphase verzichtet werden.
Das Gehör hat beim Aufenthalt in einem Hallenbad Höchstleistungen zu verrichten, denn zahlreiche Lärmquellen erschweren die auditive Wahrnehmung und die Verortung der akustischen Reize.
Olfaktorische und gustatorische Reize – Geruchs- und Geschmacksinn - sind die am wenigsten geforderten Wahrnehmungsbereiche, aber unangenehme Ausdünstungen des mit Harnstoffen reagierenden Desinfektionsstoffes Chlor warnen Schwimmbadbesucher vor der Benutzung des Pools und der salzige Geschmack von Meerwasser korrigiert schnell ein falsches Atmungsverhalten. 

Denken

Verhaltensregeln für einen sicheren Aufenthalt am und im Wasser
Im allgemeinen Sprachgebrauch heißen sie schlicht „Baderegeln“, dabei regeln sie gar nicht das Planschen in der Badewanne sondern strukturieren das für einen „sicheren“ Aufenthalt am und im Wasser notwendige Verhalten. In ihnen manifestieren sich Schutzziele, die sich grob in drei Bereiche untergliedern lassen:
 
1. Verhaltensregeln zur Unfall-Verhütung,
2. Verhaltensregeln zum Gesundheitsschutz,
3. Verhaltensregeln zur Selbsthilfe im Wasser.

Handeln

Schwimmen lernen
Wasser ist ein besonderer Bewegungsraum und das Schwimmen Lernen ist ein Prozess, den die Schülerinnen und Schüler in Lern- und Niveaustufen durchlaufen.

Das Feld Bewegen im Wasser beschreibt gleichzeitig einen Bewegungsraum (Wasser), Handlungsideen (Spielen), Bewegungsabläufe (Gleiten) und Körper- und Bewegungserlebnisse (rhythmisches Gestalten). Das Bewegen im Wasser dupliziert die vom Sportunterricht an Land bekannten Bewegungsfelder und der der Schwimmlernprozess ist als Stamm sowohl die Grundlage wie auch ein Teil zur Ausgestaltung pädagogischer Perspektiven.

Handeln

Spielen - mit und ohne Ball
Wenn Schülerinnen und Schüler ganz im Spielen versunken sind, dann machen sie – zunächst noch unbewusst und unreflektiert – zahlreiche (Lern-)Erfahrungen, die sie erst später nutzen. Um Bewegungserfahrungen zu vermitteln, kann es deshalb für Lehrkräfte sinnvoll sein, angestrebte Lernziele durch Spielaufgaben erarbeiten zu lassen. Spielen dient der Materialerfahrung (Wasser) und der Bewältigung von Ängsten. Schülerinnen und Schüler zum gemeinsamen Spielen zu animieren, wird so im Schwimmunterricht zu einem wichtigen methodischen Tool.
Wegen des hohen Aufforderungscharakters wählen Schwimmlehrkräfte Spiele (insbesondere in den beiden Niveaustufen Wassergewöhnung und Grundfertigkeiten aus, um die von ihnen angestrebten Ziele anzubahnen. Spielerisch wird nicht nur das sichere Bewegen im Wasser entwickelt, spielerisch werden im Bewegungsraum Wasser die pädagogischen Perspektiven der Wahrnehmungsförderung, der Bewegungsgestaltung und der Wagniserziehung angesteuert. Aus Sicht der Schülerinnen und Schüler bedeutet das:
  • Wir erfahren einen neuen Bewegungsraum!
  • Wir nutzen die veränderten Rahmenbedingungen, um neue Bewegungsformen zu gestalten!
  • Wir trauen uns etwas Neues zu!
Neben den methodischen Ansätzen könnte das Spielen im Wasser auch dem Bewegungsfeld Spielen zugeordnet werden und dort den kleinen Spielen im Wasser (u.a. Aquaball) und dem großen Sportspiel Wasserball zugeordnet werden. Dabei würden dann die personalen und die sozialen Kompetenzen der Schüler_innen (weiter-)entwickelt

Handeln

Etwas leisten – Leistung messen

Der individuelle Leistungszuwachs im Bewegungsraum Wasser wird gedanklich meist mit dem Erwerb von Schwimmabzeichen verknüpft. In der Regel erfolgt der Einstieg über die Prüfung zum Erwerb des Seepferdchen-Abzeichens, dann folgt der Deutsche Schwimmpass in Bronze,  das frühere „Freischwimmer-Zeugnis“.

Das Ablegen dieser Prüfungen ist wiederum im kollektiven Gedankenspiel verbunden mit der Fähigkeit des Schwimmen Könnens oder gar des sicheren Schwimmen.